Dieser Video-Clip müßte eigentlich “Nicht-Wille, Sterbens-Angst und Wunder” heißen, das wäre aber ein schlechter Titel für eine Monographie. Das wesentliche an den plurithematischen Zusammenhängen ist hier aber die Angst, noch einmal sterben zu müssen. Man hat – um Arthur Janov sinngemäß zu zitieren – Angst vor etwas und projiziert dies immer vor sich her in die Zukunft, das längst passiert ist: das urschmerzliche Quasi-Sterben in allerfrühester Zeit. Bei jedem Gefühl von Lebendigkeit wird diese Erinnerung ausgelöst: Grund dafür, daß man nicht mehr lebendig sein kann und seinen Lebenswillen verliert.
Der Nicht-Wille – daß man nichts mehr will im Leben – steht im direkten Verhältnis zum Urschmerz, den man in sich hat: je mehr, desto weniger Wille.
Nach dem Erleiden-Müssen des Urschmerzes und des Ausbleibens von Trost und Verschmerzung im Allein-Sein wird das Leben auf Sparflamme gebracht: man will nicht mehr leben, weil man sich am Leben verbrannt hat. Ab jetzt ist es ein Wunder, wenn man, obwohl das kaum – im doppelten Sinne des Wortes – wahrgenommen wird, überhaupt noch etwas will: man hat den Willen gründlich – bis in den Untergrund des Unbewußten – verloren.
Der Inhalt dieses Video-Clips:
1.: Ich habe ja aufgegeben und mich mit dem Nicht-Leben abgefunden; ich will ja schon gar nicht mehr leben – ich will in meinem Licht-Leben lediglich nicht so sehr leiden.
2.: Diesen Wunsch scheine ich noch zu haben und aussprechen zu können.
3.: Das Wunder, daß ich noch einen Rest an Lebenswillen habe
4.: Ich hole mir Beistand, um dem Tod ins Gesicht sehen zu können.
Kommentare dazu
1.:
Alles, was ich noch von meinem Leben will, ist nicht etwa, daß ich noch einmal leben werde – daß ich mein Ziel und mein Traum erreiche, noch einmal im Leben wirklich lebendig zu sein. Nein, alles, was ich noch will, ist lediglich, daß ich nicht mehr so viel leide und mit meinem Leid nicht mehr so allein bin.
Ich darf aber nicht nur nicht leben, sondern ich darf mir auch nicht wünschen, nicht mehr so viel alleine zu leiden: das ist schon zu viel an Lebensäußerung.
2.:
Trotzdem habe ich diesen Wunsch offenbar. Ich will diesen Wunsch – als letztes Lebenszeichen – entgegen allem, was ich nicht darf, nur noch einmal aussprechen – so wie ich auch das nie aufhörende Leid noch einmal benennen möchte.
3.:
Daß ich diesen Wunsch noch habe, wundert mich – ihn dürfte es nicht geben. Denn er bedeutet ja einen letzten Rest von Lebenswille – den ich ja nicht haben darf. Dieser – wenn auch geringe – Lebenswille scheint noch in mir zu sein, das kann ich nicht leugnen: zumindest will ich dieses große Leid nicht ganz alleine ertragen.
4.:
Kann mich der, dem ich noch mein Leid mitteile, mir die Angst davor nehmen, daß ich sterben muß, wenn ich, nachdem ich mit ihm das Leid geteilt habe, in die Einsamkeit entlassen werde? Ich bitte ihn und glaube ihm, daß er mir beisteht, wenn ich, wieder allein, es erneut mit dem Tod zu tun bekommen werde.
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