Text-Version “Dugin Heimat” 5: Das Heilige (1) und seine Entweihung durch Technik


Aus der Video-Reihe
“Rekonstitution und Radikalisierung des nihilisierten Subjekts. Das Entstehen von Zugehörigkeit – die Entdeckung der Heimat.
Zu Alexander Dugin: ‘Eurasische Mission’ (Arktos London 2022). Mit einem Vorwort ‘Das Radikale Subjekt als Katechon’ von Peter Töpfer”


5. Teil

– Text-Fassung – 

(Video-Fassung hier)

Das Heilige (1) und seine Entweihung durch Technik.
Authentisch gegen künstlich.
Subjekt- gegen objekt-orientiert.
Tiefenwahrheit gegen Psychotherapie.

Gehörig zu diesem Text:
Objekt-orientierte Óntologie und Entfremdung. Der verheerende Einfluß der Wissenschaft – insbesondere ihrer Disziplin Psychologie – als Objekt-Orientierung auf das Subjekt. Für die Subjekt-Orientierung und darüber hinaus das Ón!

 

1. Schwierigkeiten bei der Öffnung zum Authentischen (0:47) (Direkt-Youtube-Link

Wenn ich bei dir anrufe, und wir sprechen über solche Dinge und so… (Weinen), dann heißt das ja nicht so, daß wir das sozusagen in den Schmutz ziehen oder entweihen oder irgendwas reparieren oder irgend so was Technisches. 

Und das [diese Befürchtung, etwas Technisches zu produzieren und damit das Heilige zu entweihen] hätte mich fast davon abgehalten, bei dir anzurufen. Aber dann habe ich mir gesagt…, dann habe ich mir gesagt… (Weinen Röcheln Ausatmen Verschmerzung)

Außerdem mache ich ja nicht sozusagen irgendwas Technisches daraus oder irgendwas Mechanisches oder so, sondern ich beziehe ja sogar meine eigene Familie so damit hinein; die reagieren dann auch jetzt und so, und insofern ist es ja nicht sozusagen… (Weinen), sozusagen eine Entweihung oder eine Verschmutzung oder so, weißt du, der Erinnerung oder was auch immer.

Als ich so Zweifel hatte, dann habe ich mir auch gesagt, daß meine Oma sozusagen das… (Weinen), daß die das sozusagen wollen würde, daß ich das mache, weißt du: daß ich bei dir anrufe oder so – das würde die wollen. (Weinen)

Also insofern ist es okay so, aber trotzdem bleibt da so ein komischer…, so ein komisches Gefühl übrig dann trotzdem, weißt du. Und außerdem – wie ich schon gesagt habe – mache ich das ja auch sozusagen: auch jetzt beziehe ich ja meine Familie so ein. Und ich trage es ja auch sozusagen jetzt nachträglich irgendwie wieder hin oder hinein.

Ich erzähle ja keinen Quatsch erstens, und zweitens… (Weinen), beschmutze ich das ja [nicht] – ich beschmutze ja nichts damit sozusagen, und drittens hätte meine Oma das bestimmt gewollt, stimmt’s? (Weinen)

Stimmt’s?

Wahrheitsbegleiter: Ja, das stimmt, Peter, ja, auf jeden Fall.

Weil für mich ist das so wichtig, das Echte so zu sehen und das Echte so zu [sagen]… Na, das gehört dann auch wieder dazu: daß ich davon rede und so und… (Ausatmen)

Ja, ich muß aufpassen, daß ich nichts irgendwie Künstliches tue oder nichts Mechanisches tue – das ist für mich so ultra-wichtig!

Wahrheitsbegleiter: Du erzählst mir davon und läßt deinen Gefühlen freien Lauf.

Stimmt, ich erzähle einfach was – ich beschmutze doch niemanden damit.

Gleichzeitig ist das immer so, daß ich das Gefühl habe, ich würde irgendwas entweihen oder beschmutzen. Das ist komisch. Ich kann diese Verbindung nicht herstellen zwischen dem, was jetzt sozusagen nicht entweiht ist oder was heilig ist oder so – und dann dem künstlichen Set sozusagen. – Irgendwie wieder schizophren wahrscheinlich, seltsam.


2. Rückversicherung
(4:46) (Direkt-Youtube-Link

Und das alles im Namen meiner selbst bzw. im Namen, daß ich mehr ich selber bin: daß ich mich selber habe, daß ich mich selber fühle, daß ich nicht mehr so verloren bin, daß ich nicht mehr so durcheinander bin, daß ich nicht mehr nicht weiß, was ich will, wer ich bin, was ich machen sollte – in dessen Namen mache ich das doch? – Na, ich muß es immer ganz genau wissen: Das darf nichts Künstliches sein! Und es darf nichts Verkehrtes sein oder… – Ich muß immer genau wissen, warum ich das überhaupt mache: weil ich eben nicht da bin. Das ist leider so. In meinem Falle ist das leider so. Deswegen muß ich mir das immer wieder zurückrufen.

Ja, ich muß das dann auch wissen, warum ich das dann tue, sonst ist das wie so eine Art Entweihung irgendwie.

Na, das ist wahrscheinlich so, na ja, wenn man so einen ganz ganz ganz kleinen Schatz hat irgendwie, dann muß man den wahrscheinlich irgendwie besonders pflegen oder hegen oder so was [hüten], ich weiß auch nicht – darauf aufpassen, genau.

Und erst dann, wenn ich darüber so sprechen kann wie jetzt, dann habe ich dann auch dieses Gefühl dann auch. Dann stellt sich dann aber auch ein Gefühl ein von Echtheit oder von Wärme.


3. Wieder Schwierigkeit: Spaltung und Angst, das Falsche zu sagen
(6:09) (Direkt-Youtube-Link

Ah, ich bin so gespalten darin schon wieder: Einerseits ist der da, der dir das alles erzählen will, und auf der anderen Seite ist aber jemand, der da so ultra-, so ultra-vorsichtig ist oder so ultra-…, oder mißtrauisch oder ganz ganz vorsichtig. Der ist ganz vorsichtig! Der ist extrem vorsichtig! Der… (Weinen), ja… (Weinen), ja, ich sehe den richtig vor mir jetzt, wie sehr vorsichtig der ist oder wie sehr verängstigt. Der ist ganz verängstigt oder… – ich weiß nicht, was das alles ist. Das ist Not und Hilflosigkeit und…, ah ich weiß nicht, was noch alles.

Ich muß aufpassen. Ich muß so aufpassen! Ich muß so aufpassen. Jetzt, wo ich davon spreche, kommt sofort wieder so eine Stimme, die mir sagt: “Paß auf, paß auf! Erzähle keinen Mist!” oder so was ähnliches sagt die. Ich muß so aufpassen! Ich muß so aufpassen.


4. Wieder Öffnung.
Wahrheitstreue als Selbstbehauptungswille (7:31) (Direkt-Youtube-Link

Ich sehe mich die ganze Zeit in der Wohnung bei meiner Oma. Ich bin die ganze Zeit dort – vorhin, das mit dem kleinen Jungen da, das war in der Küche zwischen Tisch und Schrank und Herd, Ofen – und bin völlig alleine. Ich bin ganz alleine.

Und ganz still. Es ist alles ganz still. Ich weiß, ich gehe dann durch diese Straße dann, die Schulstraße (Weinen) gehe…, gehe ich dann runter. Da ist dann diese Hecke zum Friedhof. Ich weiß, daß ich… [dort wirklich bin], ja.

Meine Großmutter bringt mich dann noch… Und da hinten steckt sie mir noch das Geld zu. Ich weiß das alles, ja! Aber trotzdem ist…, und trotzdem ist alles vorbei oder… – Das ist alles vorbei! Es ist keine Verbindung mehr da. Und deswegen habe ich dann auch alles vergessen. (Weinen Ausatmen Verschmerzung)


5. Böse Stimme negiert
Treue und Wille: Totalentfremdung, Weltfremdheit und Verrücktheit (8:57) (Direkt-Youtube-Link

Ich darf nicht atmen. Ich darf nicht atmen. Ich brauche eine Rechtfertigung, um zu atmen. Wenn ich so heule und dann so einatme, dann kommt sofort eine Stimme, die sagt mir: “Du darfst nicht atmen! Das ist alles Kunst! Das ist alles künstlich! Du brauchst eine Rechtfertigung! Warum atmest du? Wie kommst du darauf zu atmen? Wo nimmst du diese Arroganz her?! Diese Frechheit, überhaupt zu atmen? Warum atmest du?”

Und ich habe keine Rechtfertigung. Ich habe keine Rechtfertigung! Hab ich nicht. Mich gibt es nicht, und mich darf es nicht geben. Ich darf nicht da sein.


6. Wieder Öffnung: Zurück zur Wahrheit. Genauestes Sprechen von der Entfremdung
(9:58) (Direkt-Youtube-Link) 

Und dann bin ich so in der Straße, in der Schulstraße, und ich weiß, daß ich in der Schulstraße bin, und ich weiß, daß ich durch diese Straße gehe, ich weiß das natürlich. Aber… – ich sehe alles, ich sehe den Zaun rechts, grün gestrichen… Ich sehe alles, ich kriege ja alles mit. Ich weiß, wie die Straße ist.

Das ist ganz ganz ganz ganz ganz ganz wichtig für mich: daß ich das jetzt so ausspreche – ganz wichtig! (Weinen) Du kannst dir das nicht vorstellen. (Weinen) Ich darf nicht heulen, ich darf nicht atmen – ich darf gar nichts. 

Einmal sehe ich die ganzen Dinge, aber gleichzeitig weiß ich genau: Diese Dinge habe für mich keine Bedeutung, weil: Ich kann sowieso gar keine Verbindung herstellen. Die Dinge sind nicht für mich da oder: Ich habe damit nichts zu tun. Oder ich darf damit nichts zu tun haben oder: Es ist eine andere Welt.

Ich gebe mir Mühe, in der Welt zu sein, eine Verbindung herzustellen, und es sieht ja auch irgendwo so aus, als ob das einfach wäre, eine Verbindung herzustellen, weil: Ich sehe die Dinge ja alle mit meinen Augen. Aber es ist weit weg für mich alles. Ich darf da gar nicht dazugehören oder: Ich darf da gar keine Verbindung herstellen oder: Ich darf da gar nicht mitten drin sein in diesen Dingen allen oder dazugehören oder… – Es ist eine…, ja, eine Mauer irgendwie. Ich gehöre einfach nicht dazu. Ich gehöre einfach nicht da rein. 

Ich bin anders. Ich bin ganz ganz anders. Ich gehöre gar nicht rein in die Welt oder zu diesen Dingen und so – ich bin ganz anders! Ich gehöre nicht dazu. Alles, was zu mir gehört oder was…, ja, wozu ich gehöre, ist diese Stille, diese laute Stille, dieses Rauschen. 


7. Kein Gegenüber, keine Bestätigung. Begreifen
(12:24) (Direkt-Youtube-Link

Ja, ich sehe mich immer als kleinen Jungen, wie ich in der Küche stehe von meiner Oma. Und jetzt sehe ich das so, als ob ich jetzt dort bin und mich jetzt umdrehe sozusagen: Ich sehe mehr auf das…, zum Küchenschrank hin, und jetzt komme ich mir vor wie, als ob ich mich jetzt umdrehen müßte und mich öffnen müßte. Aber hinter mir auf der Couch, auf der Sofabank am Küchentisch, da sitzt niemand – deswegen fällt mir das so schwer.

Deswegen kommt mir das so künstlich vor. Da sitzt ja niemand, dem ich was erzählen könnte! Deswegen habe ich dieses Gefühl der Künstlichkeit und diese Zweifel und dieses Mißtrauen und dieses… – wie habe ich gesagt?… – Vorsicht! Da ist niemand! Da ist niemand! Das einzige, was ist, sind die Fliegen im Fenster. Da war dann so ein Fliegenfänger, so eine Spirale – die hängt da im Fenster drin, und das ist alles, was es gibt.

Ich sehe mich da, und da gibt’s… [nichts] – ja, es ist für mich nicht vorgesehen, daß ich jetzt von irgendwas spreche.


8. Verschmerzung. Rückverbindung in Familie und Welt. Langsames Aneignen (als Gegensatz zur Entfremdung)
(13:39) (Direkt-Youtube-Link

So, na ja, jedenfalls habe ich dann die Email geschrieben, und da habe ich geschrieben: … (Weinen) Da habe ich geschrieben: … (schweres Atmen) Ich habe geschrieben: … (Weinen) Ich habe geschrieben: “Oma hat heute Geburtstag.” (Weinen) “Ich hoffe, Ihr denkt alle an sie heute.”

Und am nächsten Tag – also heute –, da hat mir meine Mutter zuerst geantwortet: … (Weinen) Und dann schreibt sie: … (Weinen) Da schreibt meine Mutter: … (Stoßatmen) 

Jetzt habe ich wieder das Gefühl, daß ich alles nur…, [daß] alles nur künstlich ist und daß ich alles beschmutze und… – was habe ich vorhin noch gesagt für “beschmutzen”?

Wahrheitsbegleiter: Entweihen.

Entweihen! – Danke!

Und da schreibt meine Mutter ganz – die hält sich ganz knapp, die schreibt immer nur ganz knapp –: nur einen Satz, Punkt. Und dann kommt noch ein Satz, Punkt, und dann kommt “M”, Punkt – für “Mutter”, Punkt. – Nur um dir zu sagen, wie knapp alles ist und wie wenig sie zeigt und wie noch viel mehr sie geschlossen ist als ich.

“Schon gestern Abend.” [an Oma gedacht] “War doch die…” (Stoßatmen, Urschmerz, Weinen, Röcheln, Ausatmen, Verschmerzung) 

Warte mal, ich muß mir Zeit nehmen. (Ausatmen)

Ich muß mir wirklich Zeit nehmen, weil: Ich muß wirklich jedes bißchen… – jedes bißchen muß ich mir wirklich auf der Zunge zergehen lassen – jeden halben Meter auf dem Weg durch das Dorf und so, weißt du: Ich muß… – es geht nicht anders!
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