Kommentar zu “Dugin Heimat” 6: Das Intime (Heilige 2) – Problemhaftigkeit und Problemlosigkeit


Nach Öffnung für das Intime (Heilige 2) und Verschmerzung von Kontakt- und Lieblosigkeit (Problemhaftigkeit): das Erkennen des Einfachsten der Welt: Problemlosigkeit durch liebevolles Miteinander

Der Wandel vom Heiligen zum Intimen und der vom Problem zum Nicht-Problem

Im Kommentar zum 5. Teil zitierte ich aus dem Text-Vorwort zur Video-Reihe “Dugin Heimat”: “Zunächst bejahe ich durchaus das Heilige. Ganz offensichtlich durchstößt das Heilige bereits das Nur-Ideelle in das Vegetativ-Emotionelle hinab; ich bejahe es als Durchgang zu etwas Tieferem und Grundlegenderem.”1

In diesem 5. Video der Reihe “Dugin Heimat” kommen wir nun zu jenem “Tieferen und Grundlegenderen.”

Im Kommentar zum 1. Teil schrieb ich, daß “durch das wiedererlangte Gefühl für die Richtigkeit zwischenmenschlicher Beziehung auch wieder der Boden und die Landschaft, auf dem und in der diese Beziehung hätte stattfinden sollen, erscheint. Dadurch wird diese Stelle der Welt wieder beseelt und ein Heimatgefühl entsteht.”2

“Richtig” aber sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Heimatlichkeit stiften und die Landschaft beseelen, wenn sie liebevoll sind.

Die zwischenmenschlich-liebevollen Beziehungen sind es, die unter das Heilige gehen. Das Heilige verliert seinen Symbolcharakter und wandelt sich dabei in das Intime. Hier haben wir es mit der “grundlegendsten, vegetative Ebene der Seele” (Dugin) zu tun, wo es keine Symbolismen mehr gibt, sondern nur die wiederentdeckten und neu zugelassenen Inhalte der unentfremdeten, “tiefen Identität” (Dugin).

Das ist die Chronologie des “Durchgangs zum Tieferen und Grundlegenderen”:

Die Vision von Einfachheit, Problemlosigkeit und existenzielle Richtigkeit löst Schmerz aus und wird noch zurückgehalten und nicht geäußert: Die Vorstellung, daß das ganze Leben hätte einfach und ohne wesentliche, die Existenz der Person betreffende Probleme ablaufen können, löst die Erinnerung an genau diese existenzielle Problemhaftigkeit und Verkehrtheit in der Kindheit aus.

Da es an den Kern der Person geht, erscheint alles extrem intim, und selbst der Wahrheitsbegleiter könnte diese Intimität verletzen und wird gebeten zu schweigen. Das Subjekt öffnet sich aber dennoch dieser extremen Sensibilität und fühlt den Schmerz der grundsätzlichen, es in seinem Kern in Frage stellenden Probleme.

Dieses Fühlen des Schmerzes (Verschmerzung) erlaubt das Aussprechen der Vision und führt schließlich zum Wegfall der Probleme, zu Vergehen und Vergessen der Vergangenheit. Die Verschmerzung führt das Individuum zu Rückverortung, Wiederanbindung an das Kollektiv und Zugehörigkeit.

“Als ob mein Problem, das ich habe, also ob das nur einzig und allein dadurch entsteht oder entstanden ist” – Vergangenheit und Gegenwart vereinigen sich. Die Problemlosigkeit bezieht sich sowohl auf die Möglichkeitsform in der Vergangenheit (“… wenn…, dann hätte ich kein Problem gehabt”), als auch auf die Gegenwart: da ich das jetzt alles verschmerze bzw. verschmerzt und erkannt habe, habe ich kein Problem mehr – so wie ich damals erst gar keins bekommen hätte.

Jetzt, wo ich weiß, wie es hätte sein müssen und diesen Soll-Zustand ganz genau fühle (nämlich aus dem Kontrast zu dem vorher gefühlten Mangel heraus), fühle ich nicht nur die damals potentielle Problemlosigkeit, sondern auch eine Problemlosigkeit in der Gegenwart. Die Verschmerzung hat das Problem aus der Welt geschafft.

Jegliches existentielle Problem fällt weg, wenn echte Zusammengehörigkeit gegeben ist. Ist das der Fall, setzt sofort Problemlosigkeit ein.

Das Einfache, aber Substantielle, sorgt für Einfachheit. Dieses Einfache ist aber substantielles Zusammensein, d.h. wo etwas Spürbares zwischen Individuen da ist (“fließt”, Kontakt), wo eine Brücke zwischen den Individuen besteht und sie sich zu einem Kollektiv vereinigen.

Das Individuum ohne Zusammensein und Zugehörigkeit ist ein einziges Problem. Das Problem ist Kontaktlosigkeit und Nicht-Dazugehörigkeit. Die Problemlosigkeit ist Kontakt und Zugehörigkeit.

Der “Durchgänge zum Tieferen und Grundlegenderen” gibt es sehr viele. Einer wird hier exemplarisch dargestellt. Die vollständige existenzielle Problemlosigkeit wird wohl in einem Menschenleben nicht wieder hergestellt werden können; das Abschwächen der Probleme gibt es nach den besagten Durchgängen sehr wohl.

“Problemlosigkeit” bezieht sich selbstverständlich nicht auf das Leben des Einzelnen in der Welt, sondern lediglich und ausdrücklich auf existenzielle Probleme – solche, die der Einzelne mit sich selbst hat. Die letzteren stehen der Lösung der ersteren im Wege.

 

1 https://tiefenwahrheit.de/weitere-texte/text-fassungen-dugin-heimat/text-vorwort-zur-video-reihe-dugin-heimat/

2 https://tiefenwahrheit.de/videos/video-reihe-dugin-heimat/kommentare-zur-video-reihe-dugin-heimt/kommentar-zu-dugin-heimat-1-teil-annaeherung-ans-dorf/
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