Material aus der Stunde der Tiefenwahrheit vom 18.12.2012
Video-Dauer: 54:04
Effektive Dauer der Stunde: 1:32:33
1. DER AKTUELLE KONTEXT DES REAGIERENS AUF VERGANGENES
1.1. Lähmung, Passivität
(3:21 Youtube-Direktlink)
Negativ: Lähmung, Passivität
Positiv: Sporadische Aktivität löst Erinnerung an die Verurteilung zur Passivität und damit Traurigkeit aus.
Sehr diffuses und rudimentäres Bewußtsein: ein normales Leben findet nicht statt – könnte aber potentiell.
Negativ: Erholungsbedarf.
So, dann kann ich also nichts mehr weitermachen irgendwie; dann kommt diese komische Lähmung, die kommt dann alle paar Monate und…, und plötzlich mache ich dann doch noch irgendwas, weißt du, dann so als ob – ich weiß auch nicht, irgendwie – … [ich ein normales Leben führen kann]
Na dann muß ich immer so heulen dann auch, daß ich was tue [tun kann] – das macht mich dann traurig: daß ich dann was tue!
Ein paar Sachen… – Da habe meine Küche saubergemacht zum Beispiel jetzt, als ob ich dann irgendwie so… [ein normales Leben führen kann]
[daraufhin sofort wieder Zurücksinken in den Tod]
Wahrheitsbegleiter: Sprich es aus!
Na ja… (Ausatmen) – ich muß erst mal wieder… [mich im Tod erholen]
1.2. Rebellion (1): unflätig, traurig, wütend
(4:28 Youtube-Direktlink)
Positiv: Unflätigkeiten gegen Wahrheitsbegleiter – “Übertragung”: du bist Scheiße. Ärger darüber, Stunden der Tiefenwahrheit nötig zu haben.
Und dann – auf der anderen Seite dann –, kommen dann auch diese negativen Gedanken, kaum daß ich bei dir anrufe, daß ich eine Sitzung [Stunde der Tiefenwahrheit] machen will: dieses Druckgefühl, dieses komische Gefühl im Magen: ein Abwehrgefühl.
Dann sage ich mir auch: na ja, das ist ja eigentlich auch normal. [Dann] bringe ich dich oder… – ja, immer dann sofort in Zusammenhang mit irgendwelchen schlimmen Sachen: also ob ich…
Wahrheitsbegleiter: Mit Scheiße und das?
Ja! Ich bringe das mit dir in Zusammenhang – diese widerwärtigen Gefühle so im Magen –, in Zusammenhang mit Dreck oder so…
Na ja, gut, du hast eben irgendwie so eine Abwehr: du mußt dich eben in Tiefenwahrheit begeben, und das ist eben die Scheiße, sage ich mir dann. Das ist ja nicht normal! Das sollte man ja nicht nötig haben, so was!
1.3. Mutter
(5:34 Youtube-Direktlink)
Traurigkeit und Wut wegen lieblose Mutter, die schuld am Nötig-haben ist.
Das geht dann auch weiter, daß ich mir dann sage: Na siehste, meine Mutter oder so, die hat mich so fertig gemacht sozusagen. Letztens rief sie bei mir an, hatte sich aber verwählt, und sie dachte, ihr Enkelsohn ist dran, mein Neffe. Und dann begrüßt sie…: “Paulchen!” (enthusiastisch, euphorisch), sagt sie zu ihm so vermeintlich halt.
Und ich sage: “Nein nein, hier ist Peter” und so, weißt du und so, und dann: “Äh äh…” (peinliches Stammeln)
Wahrscheinlich hat die in dem Moment gemerkt, daß die eben zu ihrem Enkelkind eine… [so herzliche Beziehung hat wie zu ihren Kindern nicht.] (Weinen)
Und nun ist der wahrscheinlich selber aufgefallen, daß sie zu ihrem Enkelsohn so ein herzliches Verhältnis hat oder daß sie demgegenüber so herzlich ist, weißt du, was sie uns gegenüber gar nicht ist.
Dann fällt mir meine Mutter ein, und dann werde ich auch so wütend irgendwie.
2. DER GEDANKE DES DASEIN-KÖNNENS UND SEIN WIDERSACHER, DAS NICHTS
2.1. Der Gedanke regt sich
(6:50 Youtube-Direktlink)
Positiv: Der Gedanke (das verschwindend Geringe) des Existieren-könnens regt sich, ist aber noch mit viel zu viel Schmerz verbunden.
Die Einsicht in eine gewisse Voraussetzung deutet sich an.
Negativ: Der Gedanke verschwindet wieder – trotz Ermutigung des Wahrheitsbegleiters
Ich wollte von etwas ganz anderem erzählen. Warte mal, jetzt wollte ich gerade was sagen… [Gedanke]
Ja, ja, jetzt fällt es mir wieder ein! [Ein Gedanke regt sich unausgesprochen: der des Existieren-, des Aktiv-Sein-Könnens. Ich weiß eigentlich tief in mir, daß ich da sein sollte und könnte, aber…]
Ja, ah, das macht mich gleich wieder so traurig. Da muß ich aufpassen. [Überlastung]
Na ja, wenn man das jetzt mal so akzeptiert, diesen Gedanken halt [den Gedanken, daß das Leben möglich ist], dann setzt man ja voraus… Ah ich… (Weinen) Aber den Gedanken darf ich gar nicht haben, da werde ich gleich so traurig.
Wahrheitsbegleiter: Versuche ihn trotzdem auszusprechen, Peter… auch wenn (warum) du ihn nicht haben darfst.
Na, weil der so klein ist und so verschwindend irgendwie.
Wahrheitsbegleiter: Na ja, laß ihn nicht verschwinden!
2.2. Erste Regression auf den Sportplatz
(8:22 Youtube-Direktlink)
Negativ: Sterben / Nichts – zur Aktivität kein Wille.
Leerer Luftraum, Ruhe, Stille.
Keine Kraft zur Problematisierung.
Vernichtung.
Der Inaktive nimmt nicht mehr wirklich sich und von der Außenwelt nur noch ein Bild von ihr wahr – genau so leer wie er selbst.
Positiv: Ein Wunder, daß überhaupt noch der Gedanke (das verschwindend Geringe) da ist, es könne noch etwas anderes oder überhaupt etwas geben.
Das ist so wahnsinnig… Da fällt mir auch gleich der Sportplatz wieder ein. (Weinen, Röcheln)
Ah, jetzt müssen wir auch ganz vorsichtig sein, was wir jetzt sagen. Ich muß da ganz…, das ist ganz sensibel. [Überlastung]
Ah, jetzt kommt wieder der Moment, wo ich sterbe und wo ich nichts mehr machen kann und nichts mehr machen will und wo ich nur sterbe und wo es nichts mehr gibt. Ich nehme mich nur noch wahr in so einem… – da ist nichts mehr.
Oder dann ist so ein…, irgendwie so ein… – so ein Raum eigentlich… Also es ist wie Luft, das ist so was ganz Weites, so was Offenes. Aber es ist ganz still, es passiert nichts, es ist nur…, es ist nur Ruhe. Es ist so ein ganz weiter Raum, Himmel irgendwie, und alles ist still und geräuschlos: nichts.
Und dann weiß ich gar nicht mehr, daß es irgend etwas anderes noch gegeben hat oder geben könnte als diese Ruhe und diese Stille und diese Geräuschlosigkeit – das ist das völlige Nichts. Alles andere ist völlig weg. Gar kein Bezug mehr zu irgendwas, was irgendwie noch sein könnte, geschweige denn, daß ich noch irgendwie irgendwas problematisieren könnte oder daß ich irgendwas will. – Da ist nichts mehr. Ich bin völlig abgetrennt von allem. Hm.
Mich gibt’s dann überhaupt nicht mehr. Ich weiß gar nicht, wie ich das nennen soll – völliges Verschwinden oder Vernichtung oder… Es ist mir schon ein Wunder, daß ich überhaupt noch daran denke, daß es da noch was anderes gegeben hat oder geben könnte. Es dürfte eigentlich gar nicht sein, daß ich da überhaupt noch daran denke: daß es noch was anderes gibt außer dieses Nichts.
3. DER GEDANKE KOMMT – UND GEHT
3.1. Gedanke kommt – und geht 1: Sehr geringer echter Personenanteil – verschwindet im leeren Raum
(12:02 Youtube-Direktlink)
Positiv: Der Gedanke an das verschwindend Geringe – die echte, aktive Person mit Willen – kehrt leise wieder zurück.
Negativ: Er ist aber zu gering, und das Subjekt versinkt sogleich wieder in Sterben und Nichts. Aktiv werden fällt aus wegen Nicht-Existenz.
Und das führt mich zurück zu vorhin, wo ich gesagt habe, daß es da etwas ganz ganz Geringes und ganz Weniges gibt. Das ist so gering, so verschwindend gering, daß es eigentlich gar nicht da ist.
Also meine Logik oder mein Gedanke sagt mir: Nein, da gibt’s nichts. Das einzige, das ich wahrnehme, ist dieser weite Raum, in dem nichts mehr passiert. Nur noch Luft oder Himmel oder was das ist. Und da ist nichts mehr. Es bewegt sich kaum was. Es gibt nichts. Ah ja.
Es ist schwierig, wieder daraus hervorzukommen. Es ist so, als ob ich da jetzt da drin stecke und drin stecken bleiben muß. Ich kann nichts mehr tun.
Ah ja, es ist aber…, eigentlich ist es noch schlimmer, als was ich gerade gesagt habe: “Ich kann nichts tun” – das ist ja sowieso falsch, weil: Ich bin gar nicht da. Ich bin ja gar nicht da – das ist gar kein Thema.
Ich sehe nur noch… Ja, also ich muß schon noch irgendwie da sein, weil ich weiß, daß ich das wahrnehme oder daß ich in dieser komischen Luft oder diesem komischen Raum hänge, obwohl ich… – Ja, mich gibt es eigentlich auch nicht. Eigentlich bin ich da gar nicht existent da drin, und entsprechend will ich auch gar nichts oder kann ich nichts wollen oder so.
Ich trete dann plötzlich völlig ab – mit einem mal: wo ich dann nur noch verschwindend gering da bin, also nur noch jetzt: Wenn ich tot bin, dann bin ich schon noch da, aber nur noch in Form von jemandem, der nur noch etwas wahrnimmt – ein Bild wahrnimmt –, aber der nur noch ganz passiv was wahrnimmt, worin er geraten ist, und der überhaupt… – Es kann gar keine Rede davon sein, daß der irgendwie vorhanden ist oder im Sinne von, daß er einen eigenen Willen hat oder so was.
Das muß irgendwie so eine Art Nahtod-… – wie sagt man? –, eine Nahtoderfahrung: irgendwas… Ja, das ist wie so eine friedliche Welt plötzlich: als ob ich irgendwie einen Höllenkampf hinter mir hätte und dann plötzlich in eine andere Welt übergehe, wo ich dann nur noch so eine Art friedliches, ganz ruhiges, stilles, weites Bild [habe]: In dem befinde ich mich dann. In so einer Natur irgendwie, wo alles ganz ruhig ist und wo überhaupt nichts mehr passiert, wo nur noch so ein… – Stille.
3.2. Gedanke kommt – und geht 2: Trotz, Frust, Rebellion (2) – fehlende Willensvoraussetzung Dasein
(15:46 Youtube-Direktlink)
Positiv: Der Gedanke (das verschwindend Geringe) meldet sich trotz Kraftlosigkeit ein wenig trotzig mit leichter Frustration: Rebellion (2) gegen das Pseudo-Leben in der Parallelwelt.
Das Subjekt weiß um die Absurdität und Nicht-Normalität des Nichts.
Negativ: Es kann sich aber aufgrund von mangelnder Existenz nicht gegen diese behaupten – mangelnde Voraussetzung.
Voraussetzung eines Willens ist das Dasein, ist Etwas.
Verwirrung aus lebendiger (daseiender) und toter (nicht-daseiender) Person.
Positiv: Gedanken an lebendige Person löst Traurigkeit aus.
Aber ich sage dir ganz ehrlich: Ich bin zwar jetzt nicht so richtig [bejahend da], ich habe keine Kraft dafür jetzt, aber eigentlich… [bin ich da] (Weinen), eigentlich… [will ich da sein].
Ah, jetzt meldet sich wieder diese ganz ganz ganz kleine, geringe – diese andere Stimme, die eigentlich nicht mehr da ist, die meldet sich jetzt. Und die sagt: “Das ist alles Scheiße eigentlich! Das ist eigentlich alles eine riesengroße Scheiße! Das darf gar nicht sein, daß ich in so einer Ersatz- oder…, ach, gar nicht Ersatz-, in so einer Parallelwelt oder in so einem… – Das ist ja bloß das Ergebnis von irgendwas: dieses Scheiß-Nichts!
Also ich will damit nur eins sagen: Ich kann das nicht genießen. Ich kann das nicht genießen, was ich…, worin ich da bin. Das ist nicht schön! Es ist zwar friedlich, es hört sich irgendwie schön an, aber es ist nicht schön! Aber das wiederum, wenn ich das sage… – Jemand, der das sagt, daß es nicht schön ist, der muß ja da sein! Man muß ja einen Standpunkt haben!
Aber das wiederum: wenn ich das sage: jemand, der sagt, daß es nicht schön ist, der muß ja da sein. Man muß ja einen Standpunkt haben, aber dieser jenige, der das jetzt sagt – den gibt es ja gar nicht!
Das macht mich so verrückt! [Überlastung] Einerseits: Ja, ich stehe dazu, daß ich sage, daß es nicht schön ist. Aber dann im gleichen Moment frage ich mich: “Na hä? Wie? Wer sagt denn das jetzt?” Es muß ja eine Voraussetzung geben, daß ich irgendwas kritisiere oder irgendwo, wo ich nicht zufrieden bin oder so – und das, das gibt es nicht! Beziehungsweise… (Weinen)
3.3. Gedanke kommt – und geht 3: Subjekt ist zwar traurig – doch wieso? Wer heult da? Entfremdung, Verrückt-werden, Schwäche, Schlaf, Sterben, Zweite Regression auf Sportplatz
(18:53 Youtube-Direktlink)
Positiv: Das Subjekt steht zwar, wenn auch entfremdet (“komisch”) zu sich und findet die Situation als traurig, doch:
Negativ: Das Geringe (der Gedanke) verschwindet wieder: Selbst zum Heulen ist niemand mehr da: eine “komische” Existenz (Entfremdung): Dasein und Nicht-Dasein parallel.
Der Wille ist weg. Das bedeutet Urschmerz.
Die Voraussetzung zum Wollen fehlt: das Dasein als Grundlage von allem.
Sinnlosigkeit und gleichzeitig Bestehen auf Sinnhaftigkeit bewirkt Überlastung, drohendes Verrückt-werden und erneuten Rückzug ins Sterben, ins Nichts. Der nur vorbeiblitzende Gedanke an das verschwindend geringe Existenzielle ist zu schwach, muß aufgeschoben werden. Das Ver-rückte kann aufgrund von Kraftlosigkeit noch nicht begriffen und zurecht-gerückt werden.
Das Subjekt fällt nach unten in totale Schwäche, Schlaf und (jetzt bewußt bejahtes?) Sterben:
Die Unterwindung des Nihilismus bereitet sich vor.
Das Subjekt ist so schwach, daß es nicht einmal denken kann. Es regrediert auf den Sportplatz und wird dort die am Boden der Schwäche liegende Stärke finden.
Jetzt eben hatte ich so einen komischen Gedanken: Ich habe das zwar jetzt eben als traurig empfunden, aber im selben Moment, wo ich so dann losgeheult habe so leicht, da kam eine Stimme, die hat mir gesagt: “Na du brauchst jetzt nicht zu heulen” oder… Verstehst du, da war dann niemand mehr da, der… (Weinen, Röcheln), da war niemand mehr da, der hätte heulen können oder heulen wollen oder so. Es kam mir so richtig komisch vor: Wieso? Wer heult denn hier? Da gibt es niemanden, der heult. Da gibt es niemanden, der heulen will oder der dann… (Urschmerz, Weinen, Röcheln, Ausatmen – Verschmerzung) Ich wollte sagen: der darin einen Sinn sieht, der darin einen Sinn sieht, zu heulen. Weil: Heulen hat ja nur dann Sinn, wenn… – weiß ich auch nicht… [wenn es jemand hört]. Komisch: Als ob da irgendwie wieder so eine Voraussetzung gegeben sein muß, die nicht da ist. Wenn jemand heult, dann gehört immer noch irgendwas dazu oder jemand anders oder irgendjemand oder… Sonst hat das Heulen gar keinen Sinn oder so ähnlich.
Da strömt jetzt so viel auf mich ein so an Gedanken, da muß ich aufpassen, daß ich nicht verrückt werde irgendwie. [Überlastung]
Ah ja, siehst du, und jetzt…, jetzt sterbe ich wieder. Jetzt sterbe ich wieder.
3.4. Gedanke kommt – und geht 4: Verstehen wollen, Bedürfnis nach Logik – totale Schwäche
(22:59 Youtube-Direktlink)
Das Subjekt will wieder den kaum zu denkenden Gedanken aufgreifen und für Logik und Verständnis sorgen, ist aber
Negativ: zu schwach.
Positiv: Das Subjekt läßt sich in totale Schwäche und Tod fallen und verschmerzt die Kraftlosigkeit.
Ich würde ganz gern noch diesen ganzen Gedanken noch mal irgendwie aufgreifen, aber im Moment habe ich gar keine Kraft dafür. Ich würde ganz gern noch mal diese ganze Logik irgendwie herstellen von all dem, was ich gesagt habe oder so. Ah, ah! (Ächzen, Stöhnen)
Ah, manchmal, da blitzt so ein Gedanke an mir vorbei, den kann ich kaum denken, aber ich merke, daß es ganz wichtig ist und daß ich da irgendwas verstehe oder begreifen kann oder so was ähnliches. Und zwar… – ach, ich krieg’s nicht hin, ich bin noch zu schwach dafür; ich kann überhaupt nichts… Ah…
Es ist nur so ein Gedanke, der eigentlich ziemlich einfach ist, aber wo ich dann auch so die ganze Bedeutung begreife usw., aber… – Na ja, ich kann es eigentlich schon sagen… – Deswegen denke ich jetzt andauernd an den Sportplatz jetzt.
Ja, ich muß mir bloß Zeit nehmen bzw. ich muß alle meine Kraft zusammenreißen. Ich habe gar keine Kraft. (Weinen, Röcheln) Ich habe gar keine Kraft. Ah. (Ächzen, Stöhnen)
Wow, jetzt falle ich richtig – ha! – irgendwo hinein: in eine totale Schwäche. [Ich falle zwar in eine totale Schwäche – aber in der bin ich endlich da!] Und dann geht es irgendwie wieder, dann bin ich…, dann kann ich mich fallen lassen. Und dann schlafe ich ein. Ha…, ah…, ah… (Ächzen, Stöhnen, Ausatmen der Last) [Aber das Dasein bedeutet sofort auch und wieder: Ich bin tot, ich muß mich in den Tod flüchten – in dem ich allerdings auch Erholung finde. Mein Dasein ist Totsein: Nicht-Dasein. Immer, wenn ich beginne, da zu sein, werde ich sofort wieder mit dem Nichts und dem Tod konfrontiert. Beide überschneiden sich. Es braucht noch viele Verschmerzungen, bis das Dasein nicht mehr den Tod auslöst.]
Ah, jetzt bin ich auch wieder tot – ah… Ah. Ah, ich bin so tot, ich bin so schwach, ich würde gern was denken und auf irgendwas zurückkommen, aber es geht nicht.
3.5. Gedanke kommt – und geht 5: Ahnung von Willensvoraussetzung, Dasein und Existenzgrundlage – der Schildkrötenpanzer der Hintergrundexistenz, Regression in den Himmel. Das Empfinden von entseeltem Selbst und entseelter Welt
(26:31 Youtube-Direktlink)
Positiv: Der Wahrheitsbegleiter ruft zu dem vorbeigehuschten Gedanken an die wahre, daseiende Person zurück:
Der Wille zum Dasein erwacht in Form des Bewußtseins von der Voraussetzung des Willens: das schiere Dasein. Verschmerzen der Nicht-Existenz
Negativ: Das Subjekt regrediert wieder auf den Sportplatz in eine Welt aus leerer Luft.
Wahrheitsbegleiter: Du wolltest ja einen Gedanken…
Ja, und ich wollte auch… Ich kann mich noch erinnern an das Wort “Voraussetzung” – irgendwie war das ein wichtiger Gedanke vorhin. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch: “Voraussetzung”. Irgendwas muß vorausgesetzt sein, und ich glaube, ich wollte damit so was sagen wie: daß ich irgendwie da sein muß, bevor ich…, bevor irgendwas passieren kann oder – ich weiß es nicht –: irgend so was. – Ja! Genau!: Es muß ja irgendwie so eine Art Willen bei mir da sein, oder ich muß ja in gewissem Maße vorhanden sein, daß ich…, ja, daß ich irgendwas überhaupt will und überhaupt irgendwas tun kann. So.
Und das wäre dann so – und jetzt komme ich zu diesem Gedanken, den ich sagen wollte, der vorbeigehuscht ist –: Wenn das dann so wäre, wenn es da wirklich jemanden gäbe, dann…, na ja dann hätte der auch sozusagen ein ganz klares und eindeutiges und selbstverständliches Gefühl für sich und das, was er will und was er nicht will. Aber es ist noch grundsätzlicher irgendwie. Es ist irgendwie so eine Art… – wie so ich mal sagen? – Existenzgrundlage oder so was ähnliches.
Als ob ich mein Leben lang – oder von Anfang an, keine Ahnung – immer so ein Hintergrund-, so eine Hintergrund-Existenz mit mir rumschleppen würde. Das ist wie so ein…, das ist so was Rundes, wie ein Panzer, wie so ein rundes Ding, ganz großes rundes Ding, was hinter mir ist. Aber das ist aus Luft. Aber das…, das begleitet mich… (Weinen), ah, das begleitet mich eigentlich durch mein ganzes Leben: dieses komische…
– Ich sehe das irgendwie vor mir, ich sehe dann wieder auf dem Sportplatz, da sitze ich irgendwo im Gras oder so, egal, und hinter mir in meinem Rücken, da habe ich diesen großen Raum, und der bildet so ein rundes…, wie so ein Schildkrötenpanzer, aber viel größer – aber aus Luft. Und das…, ja, den schleppe ich die ganze Zeit mit mir rum, diesen komischen Schildkrötenpanzer aus Luft. Der ist auch viel größer: das ist so Himmel, Luft – alles so, auch eine Landschaft, alles, was da hinten hinterm Sportplatz so ist: Das bildet so eine Art Rücken oder einen riesengroßen… – Komisch…, kann es [nicht sagen], weiß es [auch nicht].
4. DER GEDANKE UND DAS NICHTS KOMMEN SICH NÄHER
4.1. Die Doppel-Existenz – Spaltung in passiv-sinnlos-nicht-daseiende und aktiv-sinnhaft-daseiende Person – ist jetzt nicht mehr zum Verrücktwerden
(31:02 Youtube-Direktlink)
Der vorbeiblitzende, in Kapitel 8 aufgeschobene Gedanke an das verschwindend geringe Existenzielle wird jetzt aufgegriffen, obwohl immer noch Zweifel an der eigenen Existenz bestehen und trotz ausschließlicher Wahrnehmung der nur äußeren Welt bei Nichtigkeit der inneren Welt.
Die Lage bleibt aber noch immer unzurechtgerückt, unbegriffen und entfremdet (“komisch”).
Und was ich jetzt so…, vorhin so… – der Gedanke, der dann an mir vorbeigehuscht ist, das war dann so wie… Na, da habe ich so gesehen… Ah, es ist schwer, warte mal. – Ja, diese Doppel-Existenz oder dieser Abstand zu mir oder diese Nicht-Existenz… – Ich bin zwar offenbar da, aber ich existiere eigentlich nicht wirklich.
Ich sitze da da in dem Gras oder so, aber ich weiß nicht, ob ich existiere. Ich nehme nur das Drumherum wahr: diese große Luft, diesen komischen Raum – als ob das das einzige ist, was ich wahrnehme, das ist ganz komisch. Irgendwie bin ich scheinbar da, bilde so einen ganz kleinen Punkt irgendwo, der sitzt da im Gras, aber alles, was ich wahrnehme, ist dieser Luftraum, dieser stille, ganz stille, geräuschlose Raum, der sozusagen um mich herum oder hinter mir ist.
Und irgendwie hat das alles was damit zu tun, daß ich nicht da bin oder heutzutage keine Motivation mehr verspüren kann oder keinen Willen mehr habe beziehungsweise… – Ah, es ist komisch, einen Willen hätte ich ja vielleicht, aber… – komisch… Warte mal.
4.2. Aktualität und Regression kommen sich näher (Zwischenspiel Zettel)
(33:40 Youtube-Direktlink)
Zur Begriffstütze wird ein vorbereiteter Zettel zu Hilfe genommen, auf dem die Lage heutzutage niedergeschrieben ist und die Orientierung und den Bezug zur aktuellen Lebenssituation herstellen soll: Das Subjekt will mehr als nur überleben; es will sogar nicht ums und fürs Leben kämpfen müssen; das Leben soll selbstverständlich sein.
Na ja, das steht auf meinem Zettel drauf, den ich mir geschrieben habe vorhin, warte mal… (Hole Zettel.) Also, hier steht… – Ah ja, ich mache nur das nötigste, so dieses Sparflammenleben. Ich mache wirklich nur das, daß ich gerade so überleben kann, weil: ich bin nicht da oder ganz gering bin ich da, und derjenige, der ganz gering da ist – verschwindend gering –, der sorgt gerade noch so für sein Überleben. Das kann der; das macht der. Aber der hat Angst, daß es nicht genug sein könnte, daß er dann doch noch unter der Brücke landen muß eines Tages.
So, und der zweite Punkt, der daraus folgt, ist (liest vom Zettel ab): “… will nicht…, der will nicht darum kämpfen müssen”, steht hier.
So, und dann kommt der dritte Punkt: “Der will eigentlich nicht nur überleben, der will eigentlich mehr!” – Das ist schon richtig, aber das ist… – der ist ja gar nicht da, also insofern habe ich das zwar aufgeschrieben, aber…
Wahrheitsbegleiter: Na ja, nein, diese Stimme meldet sich ja immer mal wieder und…
Ja, aber die ist so gering…
Wahrheitsbegleiter: … die das weiß, daß du eigentlich richtig leben willst.
Ja, aber du, die ist so gering – im Moment kann ich damit nichts anfangen, weil: ich bin tot.
Dann ist der nächste Punkt: “Will Dinge tun, bin aber verunsichert, ob ich (unterstrichen) das wirklich will” (und “wirklich” noch mal unterstrichen). – Ich bin so skeptisch mir selber gegenüber. Und dann frage ich mich – dann bin so verunsichert –, dann frage ich mich: “Sonst würde ich es doch tun!, wenn ich das wirklich will. – Dann würde ich das doch wirklich tun!”
Und dann: “Jemand, den es nicht gibt – was will der?” – Genau.
4.3. Es verbleiben dennoch Unsicherheit und Ratlosigkeit
(36:02 Youtube-Direktlink)
Die eben noch formulierte Lebenszugewandheit zählt jetzt nicht mehr, da das Subjekt ja nicht die Voraussetzung erfüllt – nicht da ist – und dementsprechend auch keinen Willen haben kann, sondern nur Unsicherheit und Skepsis sich selbst gegenüber empfindet.
Und daraus folgt dann, daß ich dann…, daß ich da total verunsichert bin, ob ich das überhaupt will. Aber ich kann mir diese Frage nicht beantworten. Das ist eine blöde Situation, in der ich bin, das ist total Scheiße irgendwie! Irgendwas mußt du doch wollen im Leben, aber ich kann das nicht beantworten, was ich will! Ich habe darauf keine Antwort!
Na ja, das ist das, was ich vorhin so beschrieben habe: wo ich so tot bin und… – völlig tot bin und nur noch so einen leeren Raum wahrnehme. – Das ist das einzige, das ich wahrnehme. Und mehr ist da nicht.
Und dann ist auch dieses, was ich immer so beschreibe als “Verschwindend-Geringe” – nicht mal das ist dann mehr da! Sondern es ist wirklich nur noch jemand da, und der Jemand, der ist völlig reduziert auf nur noch…, er nimmt nur noch… – oder sagen wir mal so –: Er hat nur noch eine Vision oder…, ja, er nimmt nur noch [wahr], oder er sieht nur noch irgendein Bild.
Aber irgendwie ist da doch noch irgendwas Sinnliches drin: das ist dann irgendwie… – ich nehme das ja auch wahr –: die Luft und so. Und das scheint irgendwie eine Landschaft zu sein, das ist irgendwas Physisches, das ist das noch irgendwie, aber das scheint was Eingebildetes zu sein. Das spielt irgendwie gar keine Rolle mehr am Ende: ob es jetzt was Echtes ist oder ein reines Bild – das weiß ich nicht.
5. REGRESSION ZUR LETZTEN SPUR VON DASEIN
(37:54 Youtube-Direktlink)
Regressives Spüren: Das Subjekt kehrt dorthin zurück, wo es das letzte mal etwas gespürt, gesehen und wahrgenommen hat – Grundlage von Dasein und Wille –, auch wenn das nur das Nichts war. Anbahnende Kontakaufnahme.
An dieses Spüren, Sehen und Wahrnehmen muß jetzt angeknüpft werden, wenn Dasein und Wille wieder Einzug halten sollen.
Das Subjekt spürt Traurigkeit über die tragische Lage, findet sich und sein Dasein aber gerade dadurch wieder – zunächst im wahrgenommenen Nichts – und stellt Kontakt zu seinem Selbst her.
Und so ähnlich ist es dann auch auf dem Sportplatz: wo ich nur noch dieses…, diese Dinge wahrnehme: diese Holunderbüsche, den Zaun da hinten, dann der Himmel über mir…, Luft… – Das ist eine ganz komische Situation: Ich bin da da, aber alles, was ist, ist nur sozusagen die Welt, aber ich habe gar keinen Bezug irgendwie dazu, oder: Ich könnte gar nicht jetzt sagen, was ich jetzt mit der Welt anfangen soll oder was ich in der Welt will.
Das ist ganz seltsam, und im Hintergrund habe ich auch immer diese Traurigkeit, aber irgendwie kommt es mir auch so vor, als ob ich irgendwie langsam in Kontakt komme mit dem, der da sitzt. Irgendwie, als ob ich da… [anfange zu sein], als ob ich… (Weinen, Röcheln, Ausatmen) [Verschmerzen]
Ach, na ja – nichts, irgendwas nichts, nichts. Das ist eine…, das ist das reine Nichts, oder das ist die totale Abgetrenntheit oder Abgelöstheit von allem. Und dadurch entsteht so eine ganz komische Selbstwahrnehmung, die ich aber mein ganzes Leben lang gehabt habe oder mit mir rumgeschleppt habe. Ich kann das alles gar nicht genau beschreiben oder so, das ist alles so bildlich irgendwie, ich weiß auch nicht…
Na ja, jedenfalls… Na ja, wenn es so was gibt wie eine echte Person oder jemand, den es gibt, dann ist das sozusagen der kleine Kerl oder so, der da sitzt und… (Weinen) Ja. Also der könnte das zumindest oder so, der…, aus dem könnte so was werden oder: Der hat den Kern wenigstens oder die Möglichkeit oder die Potentialität dazu, daß der irgendjemand ist, der tatsächlich einfach in der Welt ist und was will und was kann oder… Ja!
Aber erst mal sitzt der nur da und ist weit entfernt davon, sondern der ist nur da und ist völlig losgelöst von allen Dingen.
6. VERSCHMERZUNG UND BREMSE
6.1. Die Böse Stimme
(42:06 Youtube-Direktlink)
Durch Fühlen der Traurigkeit und des Schmerzes geschieht Verschmerzung, und das Subjekt nimmt zaghaft Kontakt zu sich selbst auf, wird aber sofort von einer bösen inneren Stimme (Mutter) gebremst, die ihm sein authentisches Spüren und Dasein abspricht.
Das Subjekt besteht aber auf sein Wahrnehmen und was es in diesem findet – Not –, was weitere Verschmerzung und Identitätserweiterung bewirkt.
Wachsendes Bewußtsein von Widerspruch böse Stimme (des Todes und des Nicht-Daseins) und eigene (lebendige, daseiende) Stimme.
Ja, der ist völlig alleine, und was mich so traurig gemacht hat, ist – das war, daß ich gesagt habe: Na ja, es kommt mir so vor, als ob ich Kontakt zu dem aufnehme und als ob ich zu dem hin… [gehe] (Weinen, Röcheln, Ausatmen, Verschmerzung)
Ah, ich muß jetzt wieder, immer wieder dran denken, daß man mir vorwerfen könnte oder so: daß man mir sagt oder mich verurteilt – daß man mir sagt, daß ich ein Spinner bin oder daß ich überhaupt… – daß das alles reine Spinnerei ist und so, und daß das reine intellektuelle Scheiße ist zum Beispiel. Aber das stimmt doch eigentlich nicht, ich bin doch nicht freiwillig da drin. Ich mach mir doch diese Gedanken jetzt doch nicht freiwillig, oder: ich habe doch kein Vergnügen eigentlich daran! Ich kämpfe doch eigentlich nur um – daß ich überhaupt da bin oder daß ich ich bin oder daß ich… – daß es mich gibt. – Das ist doch eine echte Not, in der ich bin seit… [immer] (Weinen, Röcheln, Ausatmen, Verschmerzung) Das ist doch nichts Eingebildetes oder so. Das mache ich doch nicht zum Vergnügen. Ich bin doch verurteilt, mir solche Gedanken zu machen! Es wäre doch schön, wenn das nur Spinnerei wäre! Aber es ist keine Spinnerei!
Ah, ich höre so eine [böse] Stimme, die sagt mir, daß ich… – ich bin der totale Spinner oder…, aber wenn man sich das mal überlegt: Einerseits sagt mir eine Stimme, daß ich ein Spinner bin; andererseits habe ich es hier mit einer Sache zu tun – tsä! –, wo es um alles geht, um alles! 100 %! Wenn ich überhaupt da bin, dann geht es darum…
Wahrheitsbegleiter: Ja, Peter, ja.
… – um nichts anderes! Das ist so ein Kontrast! Da geht es um alles, und ich sag’s noch mal: um alles geht’s da. Alles! – Und im selben Moment höre ich eine Stimme, die mich verurteilt und mich vernichtet, die mir sagt, daß das alles nur Scheiße ist oder daß das alles nur Spinnerei ist oder intellektueller Mist.
Das paßt doch gar nicht zusammen!
6.2. Major Tom
(46:02 Youtube-Direktlink)
Das Subjekt weiß, daß es, wenn es der bösen Stimme (Mutter) folgt, auf ewig daseins- und willenlos bleiben und durch eine leere Welt driften wird.
Es fühlt den Schmerz der Vernichtung.
Das paßt doch gar nicht zusammen. Aber andererseits kann ich… – Ich will ich ja gern dieser [bösen] Stimme glauben, aber wenn ich der Stimme glaube, dann heißt das eigentlich, daß ich in diesem komischen Bild auf immer und ewig verloren bin, in diesem… (Weinen, Röcheln, Ausatmen, Verschmerzen), daß ich für immer und ewig in dieser komischen Luft, in dieser komischen stillen Welt, in der nichts mehr ist, daß ich da drin verlassen bin oder – ja, daß ich da wie in den Orbit, in den Weltraum bin ich weggedriftet sozusagen wie Major Tom und schwirre jetzt da draußen, habe aber überhaupt keine Verbindung mehr zu mir, nehme mich überhaupt nicht mehr [wahr] – es gibt nichts mehr, keinen Willen mehr, gar nichts mehr.
Und jetzt: Irgendwie scheint es doch was zu geben, da scheint jemand tatsächlich irgendwie doch noch zu wollen, daß es ihn gibt oder daß er irgendwie zurück auf die Erde kommt oder irgend so was. Und diese ganz kleine [Stimme]… (Weinen, Röcheln), diese ganz ganz kleine Stimme, die schon so verschwindend klein und gering ist – die es eigentlich gar nicht mehr gibt (ah, jetzt sterbe ich schon wieder) –, die kriegt dann noch einen drauf: Der wird dann noch gesagt, daß er ein Spinner ist.
7. KONTAKTAUFNAHME UND WIEDERVEREINIGUNG
(48:20 Youtube-Direktlink)
Die Verschmerzung vertieft die Kontaktaufnahme des Subjektes mit sich selbst:
Das rückt es wieder zurecht.
Die lebendige Person hat den geringen Gedanken erweitern können und geht jetzt zu der toten Person hin – beide Personenanteile vereinigen sich.
Ah, jetzt strömen schon wieder so verschiedene Gedanken und Bilder in mich hinein, da muß ich aufpassen, daß ich nicht verrückt werde. [Überlastung] Oder: Ich kann die alle nicht fassen, das ist so… – Da strömen dann so Bilder auf mich ein…
Und ich gehe sozusagen durch diese Luft, diesen Schildkrötenpanzer aus Luft – durch den gehe ich durch zu dem [Jungen] hin, von hinten so… (Weinen) Ich gehe zu dem hin… (Weinen) Der sitzt da, völlig… völlig verloren, völlig verlassen, völlig bindungslos, und ich gehe sozusagen zu dem hin…
Wahrheitsbegleiter: Ja, Peter, ja.
… von hinten so. Ich nähere mich dem an so…
Wahrheitsbegleiter: Mach das, ja.
… und will zu dem hingehen und will irgendwie zu dem mich hinsetzen oder so oder… Ja.
So mich von hinten…, so heransetzen, so wie man das manchmal macht, so, weißt du, von hinten so, wie so, na wie so beim Rodeln, so Zweier, die auf einem Rodel sitzen: von hinten so ransetzen… (Ausatmen)
8. NACHBETRACHTUNG
(50:11 Youtube-Direktlink)
Zusammenhang von Nicht-Dasein und Lieblosigkeit der Mutter erschließt – und Kreis mit aktuellem Kontext schließt sich:
Bindung als Daseinsvoraussetzung gab es in der Vergangenheit und gibt es in der Gegenwart nicht.
Entbindung muß weiter verschmerzt werden, um Bindung wieder möglich zu machen.
Dieses erschreckende Ausmaß an Lieblosigkeit und an…, an Anteilnahme oder an Mitgefühl oder überhaupt an Anteilnahme, an Einfach-zu-jemandem-durchdringen – was ja eigentlich kein großes Kunststück sein sollte –, aber das gibt es alles bei mir nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, außer wo meine Mutter damals so gewunken hat damals oder so [am Fenster über die Straße]. Aber die ist ja nie durch…, in mich oder – wie sagt man – zu mir vorgedrungen. Nie! Da gibt es nie irgendwie ein…, wo da irgendwas fließt, wo irgendwie was [eine Erfahrung] wegfällt, wo man verschmilzt oder so als…, zu einer Einheit oder zu einer Zusammengehörigkeit oder was auch immer, das… – Dieses erschreckende Ausmaß an Leere und an Kälte und an Beziehungslosigkeit!
Ah, nein… Ja, das ist wirklich… – Da fällt einem gar kein Wort dazu ein eigentlich. Mir fällt es eben nur auf: Ich lese gerade so eine Biographie, da schreibt der eben so: seine Beziehung zu seinen Eltern so – was da eben gewesen ist [welche Probleme auch immer]. Und dann stelle ich immer so fest, dann mache ich so Parallelen immer zu mir, zu meinem Leben, und dann… Na ja, das ist: Absolutes Nichtvorhanden-Sein von all dem. Da ist nichts, gar nichts. Ich hab mich mein ganzes Leben lang sozusagen alleine durchgeschlagen. Ich habe mich nur, nur, nur alleine durchgeschlagen. Ich bin da so halt durchs Leben gespült oder gerollt worden. Und die riesengroße Einsamkeit und dieses riesengroße Für-sich-Sein ohne Verbindung zu niemandem. Ja…
ANHANG
Original-Sprechweise (langsam)
(52:51 Youtube-Direktlink)
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