Ketogene bzw. Paläo-Ernährung (als Primär-Ernährung) und Primär-Psychotherapie


Die jeweils weißen/blinden Flecken der Psycho- und Physiologen
Weiteres zum Thema “Ernährung und Tiefenwahrheit”

Das dazugehörige Video:

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Im März 2018 habe ich einen “Kleinen Vortrag zum Thema Tiefenwahrheit und Ernährung” auf Youtube veröffentlicht. In diesem berichtete ich, daß ich mich auf eine steinzeitliche bzw. ketogene Ernährung umgestellt habe. Anlaß und Grund dafür waren körperliche Schmerzen, die mich schier daran gehindert haben, mich zu bewegen. Ich konnte kaum noch körperliche Arbeiten verrichten, ohne Schmerzen zu haben.

Diese Schmerzen ließen schon in dem Augenblick nach, als ich zur Vorbereitung der Umstellung zwölf Tage gefastet habe; sie waren wohl die Folge von Entzündungen im Körper, die durch kohlenhydratreiche Kost, vor allem Zucker, verursacht wurden.

Die Ernährungsumstellung ist nun vier Monate her (eine vollständige Umstellung auf Fettstoffwechsel – “ketogene Adaptation” – findet erst nach etwa sechs, also weiteren zwei Monaten statt). Die körperlichen Schmerzen bei Bewegung sind nicht vollständig verschwunden, aber ganz und gar nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie ich sie bis dahin hatte. Ich kann jetzt sehr lange schmerzfrei körperlich arbeiten. Dazu kommt jetzt eine der Wirkungen der Steinzeiternährung bzw. ketogenen Ernährung, nämlich das generell höhere Energieniveau, das mich tatsächlich mehr leisten läßt.

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In besagtem Kurzvortrag richtete ich das Hauptaugenmerk auf folgende Umstände:
Zum einen sagte ich, daß ich den Einfluß der Ernährung auf mein Befinden bislang völlig unterschätzt, vernachlässigt – ja eigentlich vollständig außer Acht gelassen hätte.
Zum anderen sagte ich, daß ich
bis dahin aufgrund der tiefen Lebensverneinung eine wirkliche Verbesserung meines allgemeinen Zustandes, also auch meiner Ernährung, überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte, ja daß ich das Thema „Ernährung“ nicht einmal auf dem Schirm hatte. Was ich aß, war mir vollkommen egal (solange es nur halbwegs schmeckte).

Hauptsächlich ging es mir also im Kurzvortrag nicht um die Ernährung bzw. deren Umstellung, sondern um die Tatsache, daß ich zunächst erst eine Befähigung erfahren mußte, um eine Umstellung der Ernährung zum Zwecke der Verbesserung des Befindens in Erwägung zu ziehen! Wodurch wurde ich plötzlich dazu befähigt? Es war einer bestimmten Sache zu verdanken siehe unter dem folgenden Punkt 4.

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In meinem Bestreben, meine existenzielle Situation zu verbessern, war ich einseitig auf psychische Ausgegleichenheit fixiert, d.h. ich habe meine Beschwerden monokausal auf das Psychische zurückgeführt. Nun ist es aber eine Binsenweisheit, daß die Ernährung selbstverständlich auch dazu beiträgt, ob wir uns wohl oder schlecht fühlen. Eine gewisse Spezialisierung ist bestimmt sinnvoll, aber es ist insofern ein Unding, wenn Psychotherapeuten – die ja das Wohlbefinden ihrer Patienten zum Ziel haben – nicht wenigstens ihre Patienten darauf hinweisen, daß sie sich gesund ernähren sollten. Dazu müssen Psychologen nicht extra auch Physiologen werden.

Das gesamte Psycho-Milieu vernachlässigt sträflich das Thema Ernährung. Im Zeitalter, wo die sog. Ganzheitlichkeit schon einen sehr langen Bart hat, wo die Ursachensuche und die Verbesserungsempfehlungen sowohl ins Körperliche also auch ins Seelische gehen, da wundert es einen doch schon sehr, daß die Psychos die Ernährung so gut wie gar nicht in Diagnose und Therapie einbeziehen.

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Andererseits ist die psychische Herangehensweise wiederum sehr hilfreich und ist eine Sensibilisierung und Neurorientung auf dem Gebiete der Ernährung erst dann möglich, wenn die Bereitschaft dazu geschaffen werden. Konkret heißt das: der Lebenswille ist oft kaum mehr ausgeprägt, so daß auch eine Gleichgültigkeit gegenüber der Ernährungsfrage vorherrscht. Ein psychisch Leidender sagt etwa: „Wozu soll ich mich gesund ernähren? Mir ist doch sowieso alles egal!“ Hier, an der Stelle, wo die tiefe Resignation aufgehoben wird und das eigene Leben wieder als einigermaßen lebenswert erachtet wird, da ist das Latein des Physiologen leider am Ende und macht die seelische Herangehensweise natürlich sehr viel Sinn. Und ab einem bestimmten Grad an zurückgewonnenem Lebenswillen rückt die Ernährungsfrage automatisch ins Bewußtsein – auch ohne den Appell eines Physiologen.

Die Psychos vernachlässigen zwar die Physiologie, aber gleichzeitig sorgen sie (wenn ihre Arbeit qualitativ hochwertig ist) erst für die Voraussetzung, daß der Patient sich auch um seine Physis kümmern kann – was ihm freilich im Anschluß daran wieder auf psychischer Ebene nach vorn bringt.

Dieser Zusammenhang zwischen Bereitschaft für eine gute Ernährung bzw. Bedürfnis nach einer solchen und der tatsächlichen Umsetzung von ernährungsmäßigen Veränderungsvorhaben spielt übrigens auch dort eine Rolle, wo Diäten zwar begonnen, aber nicht durchgehalten werden. Auch dort ist oft ein mangelnder Wille zu beobachten, der von tiefer Gleichgültigkeit sich selbst gegenüber herrührt. Erst regelmäßiges tiefes Empfinden der eigenen Lebensverneinung mitsamt dem daraus folgenden Entwickeln eines Mitleids für sich selbst bringt die Lebensbejahung wieder Stück für Stück zurück – und damit auch überhaupt erst das Thema Ernährung. Eine richtige, d.h. dem eigenen Körper optimal angepaßte Ernährung ist ja geradezu Ausdruck des Lebenswillens.

In meinem konkreten Fall war ich es mir selbst überhaupt nicht wert, daß ich mich so ernähre, daß meine Schmerzen verschwinden; ich hielt mich selbst nicht für wert, keine Schmerzen zu haben. Ich habe alles nur hingenommen, was mit mir passiert, und es kam mir überhaupt nicht der Gedanke, daß ich daran etwas ändern könnte und daß ich ein gewisses Wohlbefinden – und sei es „nur“ die Reduzierung meiner körperlichen Schmerzen – anstreben könnte.

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Trotz aller Verdienste auf Psychoseite ist die Abwesenheit von Hinweisen auf eine verbesserte Ernährung seitens der Psychos erstaunlich bis skandalös, löst die bloße Ernährung zwar noch keinen inneren Konflikt, ist das Befinden jedoch ganz offensichtlich stark von der Ernährung abhängig. Ein Psycho muß nicht nur die inneren Konflikte im Blick haben, sondern eben alles, was zum seelischen, d.i. aber eben auch körperlichen Wohlbefinden beiträgt. Er darf die nicht-psychischen Faktoren nicht außer Acht lassen.

Das gleiche gilt aber andersherum auch für die Physioseite, d.h. für die Ernährungsberater: diese unterschätzen und vernachlässigen wiederum das Psychische, sind monothematisch auf das Physiologische konzentriert. Die Physiologen haben also einen mindestens genau so großen weißen Fleck in ihrer Sichtweise wie die Psychologen. Ohne das Wahrnehmen der Tiefenperson, also ohne das tiefe Aussprechen der existenziellen Wahrheit, kann das verschüttete Selbst nicht wiedergefunden werden. (Zum wahren Selbst gehören die wahren nahrungsmäßigen Bedürfnisse.) Und wenn das Selbst nicht da ist, kann ihm auch nichts wert sein, muß ihm das Vorhandensein von körperlichen Schmerzen gleichgültig sein. Die Gleichgültigkeit ist eine Folge von Resignation und Verdrängung. Hört die Verdrängung auf, bleibt man nicht mehr gleichgültig sich selbst gegenüber, weil ja die echte, spürbare und fühlende Person wieder da ist – die selbstverständlich schmerzfrei sein will.

Die Ernährungsexperten führen das Psychische auf das rein Physische zurück und erklären sämtliche Lebensvorgänge ernährungsphysiologisch bzw. biochemisch. Natürlich hat jeder seelische Zustand oder Vorgang einen biochemischen Aspekt, aber mit alleinigem Verweisen auf diesen ist wenig getan. So sind die von den Ernährungsphysiologen vorgeschlagenen Remeduren gegen zum Beispiel einen zu hohen Kortisol-Spiegel geradezu naiv und weltfremd und die Appelle zur Beruhigung umsonst, denn die Stressoren liegen tief in der Person und ihrer Geschichte begraben. Gewisse Zustände – wie z.B. Depression – haben ganz klar auch psychische Ursachen, und ohne diese zu beheben, kann der Depressive – so fern er sich überhaupt zu einer besseren Ernährung überreden läßt, was sehr unwahrscheinlich istso gut essen, wie er will: es wird sich grundsätzlich nichts an seinem tristen Zustand verändern. Die Lebensgeister müssen über emotionale Mobilisierungen geweckt werden, und das geschieht durch Anerkennen der eigenen Wirklichkeit und dem Weinen darüber. Das Weinen ist der Beginn der Rückkunft der Energie.

Ernährungsberater begeben sich mitunter sehr wohl auch auf das Feld des Seelischen, aber nach meiner Kenntnis erfolgt das nie mit der klaren Absicht einer Freisetzung des wahrens Selbstes und des Lebenswillens, sondern es werden oberflächliche Ermutigungen, Aufrufe zur Meditation usw. gegeben – alles umsonstige Versuche der neokortikalen Verhaltenssteuerung. Meditation, Konzentration, sich selbst zur Ruhe zwingen kann durchaus in manchen Situationen angebracht sein, aber wenn es um wirkliche Veränderungen zum Guten gehen soll, sind sie sinnlos. Der Streß ist in die tiefsten Gehirnschichten eingeprägt und rührt von Erfahrungen in der Kindheit her und kann entsprechend nur in den tiefen Gehirnregionen gelöst werden. Eine wirkliche Reduzierung des Stresses geschieht also durch genau das Gegenteil von Beruhigung und Selbstkontrolle, nämlich vielmehr dadurch, daß man – in dafür geeigneten Situationen wie Stunden der Tiefenwahrheitden Streß anwachsen und an die Oberfläche kommen läßt, ihn vollständig zuläßt und ausdrückt und somit zu Bewußtsein kommen läßt.

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Ich möchte also hiermit an die Physiologen und an das ernährungsphysiologisch interessierte Publikum appellieren und sie auf den vernachlässigten psychischen Aspekt hinweisen. Den Lebenswillen wiederzuerwecken und eine höhere Wertung des eigenen Selbstes wieder herbeizuführen, schlage ich besagte sog. Stunden der Tiefenwahrheit vor (siehe mein Buch „Die Wahrheit – sie sagen und in ihr leben“. Die Theorie der Tiefenwahrheit bedient sich einer absolut nicht-wissenschaftlichen Sprache, aber ihr Vorläufer – die Primärtherapie nach Arthur Janov (Primal Therapy) – argumentiert wissenschaftlich, und zwar physiologisch, biochemisch, und gehirnanatomisch. Von daher ist die Primärtheorie geeignet, die Ernährungsphysiologen mehr für den psychischen Aspekt zu sensibilisieren: es ist eine Sprache, die sie verstehen dürften. Damit kann vielleicht eine Brücke ins Milieu des sog. Biohackings hergestellt und diesem Milieu dabei geholfen werden, seinerseits nicht ebenfalls im Monothematischen und in der Monokausalität steckenzubleiben.

Es gibt Gründe, die Arthur Janov dazu bewogen haben, zeit seines Lebens an die Wissenschaft – vielmehr an die Wissenschaftler – zu glauben. Und an die Bereitschaft der Wissenschaftler, seine Entdeckungen nachzuvollziehen und zu prüfen. Die Wissenschaftler sollten seine Entdeckungen bestätigen und dazu beitragen, daß diese in die Welt getragen werden und sich als allgemeines Wissen durchsetzen. Wieder und wieder hat er versucht, Wissenschaftler von seiner Theorie und Praxis zu überzeugen. Das wird ihm zum Teil auch gelungen sein, aber ihm selbst war die Problematik sehr bewußt: „Obwohl ich wissenschaftliche, objektive Methoden zum Verständnis der Neurose erörtert habe, beruth die letztendioche Wahrheit über die Neurose auf der Ebene der Erfahrung. Keine auch noch so große Menge wissenschaftlicher Beweise oder statistischer Daten wird Wissenschaftlern dabei helfen können zu begreifen, was Gefühle sind. Gefühle können in Form von Begriffen nicht adäquat verstanden werden, und je mehr jemand Begriffe zum Verständnis benutzt, desto weniger wird er verstehen.“ (Gefangen im Schmerz, S. 237) Und zu einer großen Wende – zur „Revolution der Psyche“, so der Titel eines seiner vielen Bücher – hat sein wissenschaftliches Bemühen nicht geführt.

Ich teile dieses Bemühen und diese Hoffnung mitnichten, die Welt der Wissenschaft ist mir herzlich egal, und Missionar und Revolutionär bin ich auch nicht. Aber Arthur Janovs Wissenschaftlichkeit soll uns aber an dieser Stelle – wo wir uns an wissenschaftlich denkende und sprechende Ernährungsexperten wenden – nur recht und von Vorteil sein. Das wird aber nur ein einmaliges Unterfangen sein.

Meine Hauptbotschaft an die Physiologen: Ungünstige Veränderungen und Anomalien im Körper sind nicht nur Folgen von schlechter, z.B. einseitiger Ernährung, sondern enstehen durch psychische und physische traumatische Erfahrungen. Entsprechend können sie durch psychophysischemotionales Vorgehen rückgängig gemacht werden („Verschmerzen“).

Meine Nicht-Wissenschaftlichkeit bezieht sich vor allem auf das Psychoexistenzielle. In der Physiologie, speziell in der Ernährung, macht sie durchaus Sinn, und zwar in verschiedener Hinsicht: Wir können nicht mehr wissen, welche Nahrung gut für uns ist. Wir sind zu sehr von uns selbst entfremdet. Hunger und Appetit alleine können uns nicht mehr steuern. Die Wissenschaft – hier die Biochemie und Physiologie – kann dazu beitragen herauszufinden, welche Stoffe in unseren Körper gehören, zu ihm passen, für ihn geeignet sind und welche nicht. Auch die Überlegung, daß wir uns so ernähren sollten wie sich unsere Vorfahren über Hunderttausende von Jahren ernährt haben, bringt uns nicht viel weiter. Denn: Wie haben sie sich denn ernährt? Hier können sich wiederum andere Wissenschaftler verdient machen, nämlich Historiker, Archäologen, Paläoanthropologen usw.

Das wichtigste aber bleibt uns selbst vorbehalten, nämlich das Experimentieren, das Spüren in uns selbst, das Gefühl dafür, was uns gut tut. (Aber das Gefühl kann trügen – deshalb müssen wir in die tiefen Gefühle gehen.) Die Frage, die sich hier sofort wieder stellt: sind wir uns das wert? Wollen wir überhaupt, daß uns etwas gut tut?

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Der Begriff „primal“ („primär“, „ur-“) ist aus der Psychologie bekannt. Jeder hat sogar schon einmal vom „Primal Scream“, also dem „Ur-Schrei“, gehört. Es ist auffällig, daß dieser Begriff in letzter Zeit auch oft in der Ernährungsphysiologie vorkommt. Einer der Keto-Gurus, Mark Sisson, nennt sein Programm „Primal Living“. Die Titel seiner Bücher lauten: „The Primal Blueprint“, „The Primal Connection“ und „Primal Endurance“. Eine Internetseite, wo es um Bodyhacking, Foodhacking, aber auch Mindhacking geht, nennt sich „Primal State“ (zur Oberflächlichkeit des Mindhackings siehe unter Punkt 5). Eine weitere gleichgeartete Seite ist „Primal Edge Health“.

Primal“ bezieht sich hier wie dort, im Physischen wie im Psychischen, auf das Primäre, Ursprüngliche: dieses soll angewendet bzw. wiederhergestellt werden und zur Geltung kommen. Ist das Individuum dann ausgeglichen und mit sich selbst im Frieden, wenn es gemäß seinen tiefen Anlagen und Bedürfnissen lebt (sein wahres Selbst ist), so ist der Körper dann am gesündesten und leistungsstärksten und fühlt sich das Individuum in seinem Körper dann am wohlsten, wenn dieser die Nahrung bekommt, die er – am vorläufigen Ende einer sich über Jahrmillionen hinziehenden Evolution – erwartet, die ihm also entspricht und am besten zu ihm paßt, bis sich diese natürliche Ernährungweise in der neolithischen Revolution schlagartig und drastisch geändert hat und seither widernatürlich große Mengen an Kohlenhydraten gegessen werden. Arthur Janov sagte oft, daß die Evolution sich nicht überrumpeln läßt (daß unserem Reptilienhirn Rechnung getragen werden muß usw.). Das trifft aber auch ganz besonders auf die Ernährungsphysiologie zu! Alles hat sich durch die neolitische Revolution für den Menschen geändert – sein Körper aber nicht (außer im Sinne der „Zivilisationskrankheiten“, d.h. der Degeneration); es war ihm nicht möglich, sich dem Getreideverzehr anzupassen. Und genau so gelang es der menschlichen Psychophysis nicht, sich der mit der neolitischen Revolution hereinbrechenden Lebensfeindlichkeit, insbesondere mit der Deprivation der grundlegenden Bedürfnisse eines Kindes (Liebe, Zärtlichkeit, Hautkontakt usw.) anzupassen.

Deshalb sollte jetzt aber zusammenwachsen, was zusammengehört: das Primäre in seiner leiblichen wie seelischen Bedeutung. Primaler, unite!

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Zu diesem Zwecke habe ich es mir leicht gemacht und die primärpsychologischen Bücher von Arthur Janov auf bestimmte Begriffe abgesucht, die auch in der Primärphysiologie zentral sind: Hormone (insbesondere Wachstumshormone und Streßhormone), Immunsystem, Stoffwechsel, Insulin, Insulinresistenz, Lebenserwartung bzw. Langlebigkeit, Schlaf, Glukosespiegel, Blutzuckerspiegel, Kortisolspiegel, Diabetes, Schilddrüse.

Der Physiologe, insbesondere der Ketarier, kann sich mithin also einmal mit diesen Dingen aus der Sicht eines Psychologen befassen. Die Zusammenhänge, in denen diese Begriffe in Janovs Büchern vorkommen, dürften für Physiologen sehr interessant sein; in diesen Kontexten wird das Tor in den Bereich des Psychischen und Existenziellen geöffnet, das heißt, der Physiologe bekommt einen Blick über seinen mechanistisch-maschinistischen Tellerrand hinaus.

Ich werde ganz kurz den Inhalt der entsprechenden Stellen zusammenfassen und diese manchmal ein wenig kommentieren. Ich möchte aber noch einmal daran erinnern, daß ich selbst kaum an Wissenschaft interessiert bin und lediglich die Primärtheorie als den Vorläufer der Tiefenwahrheit (die sich ausschließlich am Eigeninstinkt orientiert und gänzlich ohne wissenschaftliche Sprache auskommt) ins Spiel bringe, damit dadurch besser eine Verbindung und eine Kommunikation zwischen den Psychos und Physios hergestellt wird.

Ich werde aus folgenden Büchern Arthur Janov zitieren bzw. Faksimiles zeigen:

1. „Das befreite Kind. Grundsätze einer primärtherapeutischen Erziehung“ („The Feeling Child; Preventing Neurosis in Children“), 1973
2. „Gefangen im Schmerz. Befreiung durch seelische Kräfte“ („Prisoners of Pain; Unlocking the Power of the Mind to End Suffering“), 1980
3. „Frühe Prägungen“ („Imprints; The Lifelong Effects of the Birth Experience“) 1983
4. „Der neue Urschrei. Fortschritte in der Primärtherapie“ („The New Primal Scream; Primal Therapy 20 Years on“), 1991
5. „Vorgeburtliches Bewußtsein. Das geheime Drehbuch, das unser Leben bestimmt“ („Life before birth; The Hidden Script That Rules Our Lives“), 2011

Es sind die Kontexte, in denen besagte Begriffe erscheinen, die erst das Interesse der Paläo- bzw. Keto-Szene finden und diese zu weiterer Beschäftigung und Recherche anregen könnten, auf daß ihre physiologische Sicht ergänzt werde – so wie auch die psychologische Sicht um die physiologische ergänzt werden sollte. Am Ende aber wird es eine einzige Sicht werden – gerade auch das wird aus den folgenden Zitaten hervorgehen.

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Ich gehe chronologisch nach den Erscheinungsjahren der Bücher vor (und bitte, etwaige Wiederholungen zu entschuldigen):

A) Faksimiles aus Das befreite Kind“:
Hier führt Janov den Begriff „Hormonostat“ in Analogie zum Thermostaten in einer Wohnung ein:
Das befreite Kind S 148 – 150 — Hormonostat

Das folgende längere Zitat ist besonders geeignet, die physiologische um die psychologische Sicht zu erweitern (und umgekehrt) und berührt die philosophische Geist-Körper-Problematik bzw. löst diese auf: „Der Hypothalamus ist der für die Umwandlung von Gefühlen in körperliche Realitäten zentrale Gehirnbereich. Er ist der Vermittler zwischen Psyche und Körper.“ Schon 1973 war die Bedeutung der Wachstumshormone bekannt und wie diese, je nach psycho-physischen Erfahrungen, in ihrer Bildung gefördert oder gehemmt werden können:
Das befreite Kind S 151 – Hormongleichgewicht, Wachstumshormone


Steroide (Streßhormone) beeinflussen das Wachstum; psychische wie physische Verletzungen und Traumata verändern Psyche und Physis:
Das befreite Kind S 152 – 154, Steroid gegen Wachstum, Hormonostat


Über den Epinephrin- und Norepinephrin-Spiegel:
Das befreite Kind S 155 – Hormonstörung Norepinephrin 1


„Der entscheidende Punkt ist, daß nicht ein hoher Norepinephrin-Gehalt all die genannten Krankheiten verursacht, sondern vielmehr eine Anhäufung ungelöster Gefühle, die von gewissen chemischen Substanzen vermittelt werden. Diese Gefühle und nicht auftretende chemische Veränderungen sind der Untersuchungsgegenstand. Schließlich finden die chemischen Veränderungen im Inneren von Menschen statt“:
Das befreite Kind S 158/159 – Hormonstörung Norepinephrin 2



B) Faksimiles aus „Gefangen im Schmerz“:

Durch Primärtherapie („Verschmerzung“) verlangsamt sich der Stoffwechsel. Verdrängung ist ein sehr energieverzehrender Prozeß. Wenn die Wahrheit angenommen wird, braucht nicht mehr verdrängt werden:
Gefangen im Schmerz S 215 – Verlangsamung des Stoffwechsels


„Verringerter Stoffwechsel im Gehirn wird schließlich in psychische Prozesse umgewandelt – weniger Philosophieren, intellektuelles Grübeln und zwanghaftes Lesen“:
Gefangen im Schmerz S 218 – verringerter Stoffwechsel im Gehirn weniger Philosophie


Zur Normalisierung des Kortisol-Spiegels:
Gefangen im Schmerz S 225 – Normalisierung Kortisolspiegel


Das Heilende der Wachstumshormone bezieht sich auf das Physische wie Psychische. „Wenn bei einem leidenden Neurotiker das Kortisol ansteigt, nimmt das Wachstumshormon ab, was darauf hinweist, daß Streß und Heilung gegensätzliche Kräfte sind“:
Gefangen im Schmerz S 226 – je mehr Kortisol desto weniger Wachstumshormone


Je mehr Kortisol desto weniger Antikörper, als ein schlechteres Immunsystem. Durch Primärtherapie wird das Individuum auf biochemischer Ebene verändert. Anders gesagt: Kommt es nicht zu biochemischen Normalisierungen, ist die Therapie nicht wirksam und erfolgreich:
Gefangen im Schmerz S 229 – je mehr Kortisol desto weniger Antikörper schlechtes Immunsystem


Stimmungsveränderungen sind identisch mit Veränderungen der Beschaffenheit und Menge der Wachstumshormone:
Gefangen im Schmerz S 236 – Primal mehr Wachstumshormone 1


Je mehr Primärtherapie, desto mehr Wachstumshormone. „Hört ein Mensch auf, Gefangener seiner Geschichte zu sein, wird eine gewandelte individuelle Physiologie sichtbar“:
Gefangen im Schmerz S 237 – Primal mehr Wachstumshormone 2 – Anti-Science


Unaufgelöster Urschmerz (ausgebliebene Verschmerzung) erhöht den Stoffwechsel (erhöhte metabolische Last) und führt zu vorzeitigem Tod:
Gefangen im Schmerz S 238 – Urschmerz erhöht Stoffwechsel


Zusammenhang von Serotonin, Schilddrüse, Stoffwechselrate und Primärtherapie (Auflösung von Urschmerz), verringerter Insulinbedarf und Langlebigkeit:
Gefangen im Schmerz S 243 – Langlebigkeit Schilddrüse – nach Primals weniger Bedürfnis nach Insulin


Konstante Rückkehr zu unseren Urpsrüngen. Auf der tiefsten Gehirnebene wird während des Schlafes das Wachstumshormon freigesetzt. „Der neurotische Kampf des Menschen ist nichts anderes als der symbolische Versuch, zu seinen Anfängen zurückzukehren und unerledigte Sachen aufzulösen“:
Gefangen im Schmerz S 260/261 – Wachstumshormon Schlaf Heilung



C) Faksimiles aus „Frühe Prägungen“:

Im Unterschied zu den meisten Keto-Aposteln hält Janov Koffein für einen Stressoren und insbesondere auch für den Fötus schädlich:
Frühe Prägungen S 54/55 – Coffein beschleunigter Stoffwechsel


Erhöhter Adrenalinspiegel, Fettspiegel im Blut, fettreiche Kost, Fettleibigkeit, Versorgung der Zellen mit Glukose, Insulin, reaktive Hypoglykämie, Blutzuckergehalt, Zusammenhang von Speiseeis und Angst- und Spannungszuständen (diese Zitate könnten für Ketarier von besonderem Interesse sein, aber auch kontrovers aufgenommen werden).
Hier geht es um die Dinge, um die sich die Welt des Ketariers drehen. Ich bin gespannt, was die Keto-Experten zu Janovs Ausführungen sagen. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob Janov hier falsch, zumindest in Widerspruch zu den Keto-Gurus liegt. Ich vermute mal, die Ketarier verdammen das von Janov Gesagte in Bausch & Bogen.
Janov hat wohl überhaupt noch nie etwas von Stoffwechsel auf Fettgrundlage (ketogene Ernährung) gehört; Hypoglykämie scheint für ihn ein Problem anstatt ein Segen zu sein:
Frühe Prägungen S. 63 – 65


Jetzt geht es wieder mit den Hormonenen weiter: „Das Hormonsystem der Mutter ist ein Spiegel ihrer emotionalen Verfassung“:
Frühe Prägungen S 80 – hormonale Störung 1


Warum die Schilddrüse so wichtig ist. Produziert die Mutter zu wenig Thyroxin, ist sie chronisch müde und das Kind wird müde geboren: ihm wird die Hypothyreose als „normale“ Stoffwechselsituation eingeprägt:
Frühe Prägungen S 81 – Schilddrüse Thyroxin


Die Umkehrung früherer Traumata in Primals (Verschmerzungen) hat eine beständige Normalisierung der Hormonausschüttung zur Folge. „Hormonale Veränderungen infolge von Streß zeigen die Einheit von Physiologie und Psychologie“:
Frühe Prägungen S 91 – Hormonnormalisierung Wachstumshormone hoher Glukosespiegel


Kontakt zwischen Mutter und Kind senkt den Kortisol-Spiegel:
Frühe Prägungen S 118 – Kortisol


Traumata prägen das gesamte physio-psychische System. Funktionsstörungen sind Teile der Erinnerung an das Trauma. „Da die Erinnerung psychobiologisch ist, muß auch die Auflösung durch Wiedererleben psychobiologisch sein. Die bloße Psychotherapie reicht nicht.“ Hier wird es aber zu einem Mißverständnis kommen, denn der Keto-Physiologe wird denken: ja, Janov hat recht: eine Physiotherapie muß her, also bestimmte Mengen an Fetten, Eiweisen usw. müssen verabreicht werden wie manb einer Maschine Benzin und Öl eingibt. Janov meint aber mit „Psychobiologie“, daß die Herangehensweise und der Einstieg in die tiefen physiologischen Normalisierungsprozesse rein existenzbezogen und emotional geschieht und daß nur auf diese Weise wirklich die physiologische Ebene normalisiert werden kann. So gesehen ist seine Vorgehensweise in der Tat eine Psychotherapie – mit Auswirkungen auf biologischer Ebene. All diese Begriffe für dieses Geschehen können stundenlang hin- und hergewälzt werden (am Ende dreht man sich begrifflich im Kreis, kein Begriff macht überhaupt noch einen Sinn) – wichtig allein ist das tatsächliche und praktische Geschehen in einer primärtherapeutischen Sitzung bzw. einer Stunde der Tiefenwahrheit:
Frühe Prägungen S 144 – Hormonstörung Hypoglykämie Diabetes


Die Art, wie die Geburt abläuft, bestimmt für den Rest des Lebens, welches Nervensystem vorherrscht, das sympathische oder das parasympathische:
Frühe Prägungen S 154 – Sympath Kortisolspiegel


Geburts-Primals (endliche Auflösung von zu großen Schmerzen bei der Geburt) verändern dauerhaft die Physiologie, normalisieren u.a. den Wachstumshormonspiegel. Das tun Scharlatanerien wie „Rebirthing“ nicht:
Frühe Prägungen S 386 – Normalisierung Wachstumshormone



D) Faksimiles aus „Der neue Urschrei“:

Der Spiegel der Streßhormone wird reduziert, wenn der Schmerz im menschlichen System reduziert wird:
Neuer Urschrei S 269 – Reduktion von Stresshormonen durch Primal


Die Rolle der Wachstumshormone bei Heilung und Wiederherstellung: Wenn nach der Primärtherapie die Pegel der Streßhormone absinken, steigen die des Wachstumshormons an. Nach 26 Wochen Primärtherapie war der Spiegel des Wachstumshormons um über 200 Prozent gestiegen:
Neuer Urschrei S 270 – Normalisierung Wachstumshormon durch Primal, Stress vs. Wachstum


Janov analogisiert den Begriff „Selbst“ von der psychischen auf die physische Ebene. „Ein Gefühl für das Selbst ist also nicht einfach etwas, das in den Begriffen der Persönlichkeit vorkommt; es ist ein Vorgang des Organismus, der bis auf die grundlegendsten zellularen Ebenen hinunterreicht. (…)
In den winzigen Immunzellen treffen Psyche und Körper als eines zusammen. Die Psyche ist im Körper und umgekehrt. Wo ist die Psyche? Überall im System“:
Neuer Urschrei S 281/282 Immunsystem Selbst Nicht-Selbst auf physiologischer Ebene


In Tränen sind Streßhormone – Weinen lindert also Streß. Das Weinen muß aber aus der Tiefe kommen, d.h. sich wirklich auf die eigene tiefe existenzielle Wahrheit beziehen, ansonsten ist es – wie beim Weinen über etwas in einem Film Gesehenes – nur Abreagieren, dem keine wirkliche, d.h. keine Veränderung auf der physischen Ebene folgt:
Neuer Urschrei S 340 – echtes selbstiges Weinen – Stresshormone in Tränen


„Nach 26 Wochen erfolgte in der Gruppe, die aus der Tiefe weinte, ein bedeutender Anstieg des Spiegels der Wachstumshormone.“ Patienten, die ein wenig fühlen konnten, aber nicht die Ebene des Weinens aus der Tiefe erreichten, und diejenigen, die sich benahmen, als ob sie fühlten, wiesen keine signifikanten Veränderungen auf. Es muß schon die ganze, tiefe Wahrheit sein!:
Neuer Urschrei S 341 – weiter echte Tränen Toxinenentferner – Wachstumshormone



E) Faksimiles aus „Vorgeburtliches Bewußtsein“:

Wie wirkt sich Primärtherapie (Tiefenwahrheit) auf die Lebenserwartung aus? Längere Telomere stehen für längeres Leben. Cortisol kürzt die Telomere. Durch Primärtherapie wird der Cortisol gesenkt:
Vorgeburtliches Bewußtsein S 93 – 95 – Langlebigkeit Telomere Cortisol


„Was wie eine reine Vererbung aussieht, ist tatsächlich eine molekulare Erinnerung an die erfahrungsbedingten Auswirkungen auf die Vererbung.“ (Epigenetik) Mehr zu den Themen „fettreiche Nahrung“, „Fettleibigkeit“, „Glukose- und Insulinresistenz“:
Vorgeburtliches Bewußtsein S 116 Fett Glukose Insulin KONTROVERS Epigenetics


Nervöse Mütter haben im Fruchtwasser einen erhöhten Cortisolgehalt. „Hier haben wir es also wirklich mit Epigenetik zu tun…“:
Vorgeburtliches Bewußtsein S 196 – nervöse Mutter erhöhtes Kortisol Epigenetics